Ich hatte die letzten zwei Tage das Vergnügen, im Rahmen eines Workshops zu den Themen „Arbeitsbewältigungsfähigkeit und Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen“ mitwirken zu dürfen. Im Rahmen der Arbeit wurden diverse Kurzvorträge aus Sicht der Hirnforschung, der Arbeitsforschung, der Unfallforschung, der Fort- und Weiterbildung oder der Arbeiten zum WAI (work ability index) als Input geliefert. Die Veranstaltung fand auf Einladung des ddn und der RWE AG in Essen statt. Im Inputstatement von Prof. H.P. Mushal von der Uni Duisburg fiel der Begriff des fundamentalen Attributionsfehlers oder auch der Korrespondenzverzerrung. Dabei handelt es sich um eine „banale“ aber umso wichtigere Erkenntnis zur Eigen- und Fremdeinschätzung von Erfolg oder Misserfolg. Auf unseren Aktionsraum „Schule“ transferiert wäre ein denkbares Szenario das folgende:

Klaus Dieter bekommt in Mathe eine 2 – obwohl er doch eigentlich zur Gruppe der „Betonfünfer“ zu zählen wäre. In der Eigeneinschätzung könnte er sehr wohl zu der Meinung tendieren: „Klasse, ich habe den Stoff begriffen und gut auf´s Papier gebracht“. Aus Sicht des Lehrers könnten realistische Einschätzung sein „Glück gehabt/ Gut abgeschrieben/ Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“. Im umgekehrten Fall, Klaus Dieter hat geübt, hat sich bemüht und trotzdem eine 5 geschrieben, wäre aus Sicht von KP die Einschätzung „Mal wieder Pech gehabt/ doofe Aufgabenstellung/ hat mich schlechter bewertet etc.“ realistisch. Aus Sicht der Lehrperson vielleicht „Hopfen und Malz verloren / Na ja er kann´s halt nicht“ realistische Haltungen zur Leistung von klein Klaus Peter.


Für unsere Aufgabe der Ausarbeitung von „Schülertypologien als Basis zur Differenzierung des Unterrichtes“, macht dieses banale Beispiel deutlich, wie fatal „Korrespondenzverzerrungen“ bei der Aufstellung von Typologien wirken können. Ist ein Schüler wirklich „dumm“ oder „faul“ oder demotiviert und fehlgefordert? Ich hoffe, dieser kleine erste Exkurs macht deutlich, wie wichtig bei der Bildung von Typen ein genaues und selbstkritisches Hinschauen notwendig ist.