Hausaufgaben sind komplett überflüssig. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Hans Gängler von der Technischen Universität Dresden. Demnach erfahren starke Schüler durch Hausaufgaben so gut wie keine positiven Effekte. Schwache Schüler haben ebenfalls kaum Vorteile durch Hausaufgaben, denn was das Kind schon im Unterricht nicht begriffen hat, wird es auch durch bloße Wiederholung nicht erlernen.

Wir lehnen Hausaufgaben nicht ab, denken aber dass es auf das „Wie und Warum“ der Hausaufgaben ankommt. Die Richtlinien des Landes NRW formulieren den Anspruch an Hausaufgaben folgendermaßen:

„Hausaufgaben müssen in einem für Kinder erkennbaren Zusammenhang mit dem Unterricht stehen. Hinsichtlich ihres Umfanges und ihres Schwierigkeitsgrades müssen sie so gestellt werden, dass sie von den Kindern in angemessener Zeit und ohne fremde Hilfe bearbeitet werden können. Häufig sind dazu individuelle Aufgabenstellungen für einzelne Schüler und Schülergruppen nötig.“

(Richtlinien in Lehrpläne für die Grundschule in NRW, Mathematik, S. 15)

Ist dies nicht gewährleistet, werden Hausaufgaben spätestens jetzt zum Hausfriedensbruch. Eltern werden gezwungen, ihr Kind durch die Hausaufgaben zu begleiten, Defizite aufzuarbeiten und seine Lernmotivation zu erhalten. Das ist für alle Beteiligten eine echte Belastung. Als Eltern zweier Töchter, die das Gymnasium besuchen, haben wir diese Aufgabe in die fähigen Hände zweier Oberstufenschüler gelegt, die sich so den einen oder andern Euro im Hause Kiel verdienen.

Tatsächlich machen Hausaufgaben nur dann Sinn, wenn sie Gelegenheit geben, das in der Schule Gelernte zu wiederholen, zu festigen und zu vertiefen. Da unsere Kinder jedoch sehr individuell lernen und sehr unterschiedliche Lernausgangslagen haben, fällt es in der Praxis schwer, täglich eine für alle Kinder passgenaue Hausaufgabe parat zu haben. Ein differenzierender Unterricht verlangt eben auch differenzierende Hausaufgaben.

Als Lehrerin habe ich dieses Problem für mich so gelöst, dass ich mir unterschiedliche Arbeitsblattsammlungen und Materialien zusammengestellt habe, die sich zu jeder Zeit als Hausaufgaben mitgeben lassen. Sie alle sind so konzipiert, dass die Kinder selbstständig damit arbeiten können. In der Regel handelt es sich um das Vertiefen von Methoden und Arbeitstechniken, z.B. Abschreibeübungen oder Übungen zu den Wortarten, dem Lernstand entsprechende zu automatisierende Rechenaufgaben etc.

Mit den Eltern sind die Hausaufgabenzeiten (konzentriertes Arbeiten) abgesprochen. (Kl. 1-2 max. 30 Minuten, Kl. 3-4 max. 45 bis 60 Minuten). Hausaufgaben werden also von den Eltern beendet, wenn die Zeit reif dafür ist. Eine kleine Notiz an mich genügt. Dies ermöglicht mir einen genauen Überblick über das Leistungsvermögen der Kinder und gibt mir Einblick in ihre Verfassung und Befindlichkeiten. So kann ich auch vom Umfang der Hausaufgaben her noch individualisieren.

Kinder, denen ein Lerngebiet besonders schwer fällt, arbeiten auch zu Hause mit individuellen Förderbändern. Je nach Leistungsstand stelle ich ihnen Übungspakete zusammen, mit denen in der Schule im Rahmen der täglichen Freiarbeit und auch zu Hause gearbeitet wird. Das geschieht nicht zusätzlich zu den Hausaufgaben, sondern statt der Hausaufgaben. Damit die Materialien nicht verloren gehen, erstellen sich die Eltern diese zu Hause selbst. Ich stelle lediglich die Dateien zur Verfügung. Besonders leistungsstarke Kinder erhalten ebenfalls Übungspakete. Diese bearbeiten sie dann freiwillig zusätzlich zu den Hausaufgaben.

Am Wochenende erhalten die Kinder die Hausaufgabe, ihre Hefte zu überarbeiten. Auf diesen Gedanken kam ich, weil es nicht einsichtig ist, dass ich jede Arbeit aller Schüler nachsehe und die Kinder davon in keiner Weise profitieren. Im ersten Schuljahr habe ich in den Schreibheften jedes falsch geschriebene Wort in „Erwachsenenschrift“ dazugeschrieben. Ab dem zweiten Halbjahr haben die Kinder diese Wörter abgeschrieben und so die Abschreibetechnik trainiert. In den Rechenheften habe ich jede falsche Rechnung mit einem Kreuzchen versehen. Am Wochenende haben die Kinder diese Aufgaben noch einmal gerechnet. Im ersten Schuljahr ging das nur in enger Abstimmung mit den Eltern. Mittlerweile arbeiten die Kinder selbstständig. Sie haben durch diese Methode eine tolle Arbeitshaltung entwickelt, denn sie haben gelernt, dass sie am Wochenende nur wenig zu tun haben, wenn sie ihre tägliche Arbeit in der Schule gut machen. Einige Kinder überarbeiten – im Rahmen der täglichen Freiarbeitsphasen – direkt im Anschluss an meine Korrektur und haben dann am Wochenende gar nichts mehr zu tun.

So lernt jedes Kind in seinem eigenen Tempo, wird weder überfordert noch unterfordert und erfährt regelmäßig positives Feedback. Mehr noch, gerade die Förderbänder ermöglichen eine enge Rückkopplung mit den Eltern. Die Eltern wissen sehr genau, wo ihre Kinder stehen und erhalten Lernmaterial zum Üben und Vertiefen oder zur ergänzenden Förderung.

Die Rückmeldungen aus der Elternschaft lassen hoffen. Demnach bieten die Förderbänder eine wichtige Orientierungshilfe. Sie entstressen den Nachmittag, da Ungeübtes nicht abverlangt wird, sondern Geübtes zu vertiefen ist und tragen dazu bei, den Unterricht und das Lernen für alle Akteure transparent zu gestalten.