Übungen zur Förderung der visuellen Wahrnehmung
Visuelle Wahrnehmung entwickelt bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren. Im Grundschulalter sollten Kinder daher über die grundlegenden Fähigkeiten für visuelle Wahrnehmung verfügen. Tatsächlich haben aber immer mehr Kinder in diesem Bereich große Lücken. Visuelle Wahrnehmung ist die Voraussetzung dafür, dass sich räumliches Denken entwickeln kann. Untersuchungen belegen, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Rechenschwäche von Kindern und ihren visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten gibt.
Marianne Frostig beschreibt fünf Teilbereiche der visuellen Wahrnehmung. Zu diesen Teilbereichen haben wir Materialien für die Hand der Kinder erstellt bieten diese in unserer Rubrik Wahrnehmungsförderung an.

Die visumotorische Koordination (VM)
Die visumotorische Koordination beschreibt die Kombination des Sehens mit den taktilen und akustischen körperlichen Systemen und der Bewegung des Körpers. Das Auffangen eines Balls oder das Ausschneiden einer Figur kombiniert visuelle und taktile Fähigkeiten. Gute Grundfähigkeiten im Bereich der visumotorischen Koordination sind Voraussetzung dafür, dass Kinder ohne Schwierigkeiten in die Linien schreiben können.

Die Figur Grund Wahrnehmung (FG)
Die Figur Grund Wahrnehmung ist nach Frostig eine grundlegende Wahrnehmungsleistung. Gemeint ist die Fähigkeit, einzelne Elemente eines Ganzen in unterschiedlicher Raumlage zu erkennen und zu isolieren. Dieser Prozess erfordert eine Aufmerksamkeitsleistung. Das Kind muss sich auf bestimmte Reize konzentrieren. Kinder mit einer Störung in der Figur Grund Wahrnehmung haben Schwierigkeiten damit, sich auf einer komplexen Buchseite zu orientieren. Sie wirken oft unaufmerksam, weil sie schnell den Überblick verlieren.

Wahrnehmungs – oder Formkonstanz (WK)
Marianne Frostig beschreibt hiermit die Fähigkeit, ein Objekt, eine Form, eine bestimmte Größe oder Farbe in unterschiedlicher Lage oder abweichender Darstellung zu erkennen und zu isolieren. Kindern mit einer Störung der Wahrnehmungs- oder Formkonstanz fällt es schwerer, Buchstaben oder Ziffern in abweichender Darstellung zu erkennen. Oft kommt es zu Problemen beim Schreiben und Lesen.

Wahrnehmung der räumlichen Beziehung (RB) und der Raumlage (RL)
Die Wahrnehmung der räumlichen Beziehung beschreibt die Fähigkeit, die Position zweier oder mehrerer Objekte in ihrer räumlichen Beziehung zueinander zu erkennen. Bei der Wahrnehmung der Raumlage wird der eigene Körper in die Beschreibung der räumlichen Beziehung miteinbezogen. Hier wird vom Standort des Betrachters wahrgenommen. Kinder mit Wahrnehmungsstörungen im Bereich der räumlichen Beziehung haben oft Schwierigkeiten damit Zahlvorstellungen aufzubauen oder Gleichungen zu entschlüsseln. Sie haben Unsicherheiten beim Übertragen von Tafelanschriften in ihr Heft und der Unterscheidung von links und rechts.