In dieser Reihe widmen wir uns dem Aspekt des „Temperamentes“, als einer der Grundbausteine für die Entwicklung der Persönlichkeit. Behandelt wurden bereits die „Wir-Experten“ mit dem Subtypen „Das Seelchen-Kind“ und „Das Pflicht-Kind“. Fehlen jetzt noch die beiden „Ich-Experten“. Als ersten Vertreter der Ich-Experten nun „Das Abenteuer-Kind“.

Die Ich- Experten

Ich-Experten sind angetrieben durch das Bestreben nach Autonomie. Auch hier unterscheidet Kaniak-Urban zwei Subtypen.

Typ 1 der Ich-Experten – Das Abenteuer-Kind

Abenteuerkinder lieben den Moment und das Abenteuer, das diesem innewohnt. „Abenteuer-Kinder nehmen ihre Umwelt durch die Sinne wahr. Sie sehen, schmecken, tasten, riechen und hören. Auch draußen spielen sie gerne in Sand und Schlamm und kommen dann verdreckt und mit Löchern in den Hosen nach Hause. Ihre Welt bringen sie auch ins Haus, und ihr Zimmer kann dann einem Warenlager an Kuriositäten gleichen, vom rostigen Nagel bis zum Vogelskelett, deren Wert nur sie selbst kennen.“ (Kaniak-Urban, 1995, S.157)

In der Schule fallen diese Kinder oft durch ihre Lebhaftigkeit auf. Sie sind ständig in Bewegung, sind in der Pause als ersten auf dem Schulhof und geben häufig den Ton in der Gemeinschaft an. Das Unterrichtsgespräch bereichern sie durch kluge Einfälle, können diese jedoch oft nicht zurückstellen, bis sie an der Reihe sind und rufen sie in den Raum. Ihre Arbeiten erledigen Abenteuerkinder im Blitztempo, oft jedoch eher oberflächlich und lieblos. Ihre Sternstunden haben diese Kinder, wenn sie entdeckend lernen dürfen. Hier steht allerdings das aktuelle Tun im Vordergrund. Das Ziel der Arbeit spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Wie können Sie ein Abenteuer-Kind unterstützen?

In erster Linie ist es Aufgabe der Lehrkraft, die Unterrichtsinhalte kindgerecht und motivierend aufzubereiten. Doch dieser Anspruch lässt sich nicht auf alle Lernbereiche umsetzen. Ihr Kind muss also lernen, seine Aufmerksamkeitsspanne zu erweitern, sein Durchhaltevermögen zu verlängern und mehr Rücksicht auf die Befindlichkeiten seiner Mitmenschen zu nehmen.

  • Bieten Sie Ihrem Kind einen Wechsel zwischen körperlicher Belastung und Entspannung. Schaffen Sie Ruhezeiten, in denen sie gemeinsam Hörspiele oder Musik hören, malen, basteln oder mit Ton arbeiten. So lernt Ihr Kind, seine körperlichen Befindlichkeiten wahrzunehmen und diese zu regulieren.
  • Vereinbaren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Gesprächs- und Verhaltensregeln, die es verstanden hat! Halten Sie diese auf einem Plakat fest und hängen Sie das Plakat gemeinsam auf!
  • Nehmen Sie Ihr Kind in die Pflicht! Trainieren Sie das Durchhaltevermögen bei ungeliebten Tätigkeiten z.B. beim Aufräumen des Zimmers. Arbeiten Sie mit Verstärkerprogrammen und Belohnungssystemen. So lassen sich Punkte sammeln für erwünschte Verhaltensweisen. Eine vorher gemeinsam bestimmte Anzahl von Punkten wird durch eine gemeinsame Aktivität (Klettergarten, Sommerrodelbahn, Eis essen, Kinobesuch…) belohnt.
  • Achtung, setzen Sie kleine, erreichbare Ziele!